Ein Pferd ist gerade gerichtet, wenn die Hinterhand und Vorhand aufeinander eingespurt sind, d. h. wenn es auf gerader und gebogener Linie seiner Längsachse der Hufschlaglinie angepasst ist: „Das Pferd geht Hufschlagdeckend“.
Geraderichten ist:
* erforderlich für gleichmäßige Verteilung auf beide Körperhälften, insbesondere der Beine * Optimierung der Schubkraft: Nur bei einem gerade gerichteten Pferd kann die Schubkraft der Hinterhand voll in Richtung seines Schwerpunktes wirken * Verbesserung der Durchlässigkeit * Vorbereitung/Erreichen der Versammlung: Nur bei einem gerade gerichtetem Pferd können die verhaltenden Hilfen des Reiters über Maul, Genick, Hals und Rücken bis zur Hinterhand richtig durchkommen und gleichmäßig auf beide Hinterbeine wirken * Beseitigung der durch die embryonale Lage begründeten „natürlichen Schiefe“, die dadurch verstärkt wird, dass die Vorhand des Pferdes schmaler ist als die Hinterhand. Im ungeschulten Zustand kann sich das Pferd auf zwei Hufschlägen besser ausbalancieren. Ca. 80 % aller Pferde sind nach rechts schief, d. h. das Pferd tritt mit dem rechten Hinterhuf seitlich rechts neben die Spur des rechten Vorderfußes. Die vom rechten Hinterbein entwickelte Schubkraft wirkt somit diagonal über die linke Schulter des Pferdes und belastet vermehrt den linken Vorderfuß ? Gefahr vorzeitiger Verschleißerscheinungen des linken Vorderbeines. Das Pferd geht dabei gegen den rechten Schenkel, tritt nicht an den rechten Zügel heran (hohle Seite) und geht gegen den linken Zügel (Zwangsseite). Dabei beginnt die gerade richtende Arbeit im ersten Stadium der Ausbildung, sollte im L-Bereich nicht mehr sichtbar sein, hört jedoch nie auf.
Merkmale des gerade gerichteten Pferdes:
* Hinterhand und Vorhand sind aufeinander eingespurt * Die Schubkraft der Hinterhand wirkt voll in Richtung unter den Schwerpunkt des Pferdes
Erreichen des Geraderichtens: Grundsätzlich wird die Vorhand auf die Hinterhand eingerichtet. Durch folgende Übungen wird ein Pferd gerade gerichtet:
* im A-Bereich o durch Reiten von großen gebogenen Linien im Arbeitstempo o durch häufigen Handwechsel o durch Übergänge o durch richtiges Treiben in Verbindung mit weicher Anlehnung o durch Schlangenlinien und Schenkelweichen o durch den richtigen Einsatz der diagonalen Hilfen * im L-Bereich o durch Außengalopp * im M-Bereich o Übergänge und Verstärkungen o Seitengänge o fliegende Galoppwechsel