Unter Versammlung wird die Entwicklung der Tragkraft verstanden, also ein vermehrtes Beugen der Gelenke der Hinterhand und damit eine Verlagerung des Schwerpunktes nach hinten. Voraussetzung sind die vorangegangenden Punkte der Ausbildungsskala, insbesondere Schwung und Geraderichten. Durch das Reiten versammelnder Lektionen wird der Schub der Hinterhand nach vorwärts-aufwärts entwickelt. Die durch vermehrtes Treiben erzeugte Steigerung der Schubkraft wird nicht wie beim Zulegen herausgelassen, sondern vielmehr mit durchhaltenden oder annehmenden Zügelhilfen abgefangen, über den durchlässigen Rücken in die Hinterhand zurückgegeben, wodurch eine erhöhte Tragkraft (Federkraft) erreicht wird.
Dadurch werden Verschleißerscheinungen an der Vorhand vorgebeugt. Die Vorderbeine des Pferdes tragen von Natur aus ca. 55 % des Pferdegewichtes (Stützfunktion), die Hinterbeine ca. 45 % (Schiebefunktion). Diese Gewichtsverteilung wird durch den dicht hinter der Schulter sitzenden Reiter noch ungünstiger.
Merkmale des versammelten Pferdes:
* Reinheit der Gänge in allen Tempi * stärkere Beugung der Gelenke der Hinterhand (= Hinterhand nimmt mehr Last auf) * Vorderbeine werden entlastet und in ihren Bewegungen freier * Eindruck eines „bergauf“ gehenden Pferdes * Die Schritte, Tritte oder Sprünge werden kürzer, jedoch fleißiger, energischer und erhabener (kadenzierter) * relative Aufrichtung: Form der Anlehnung und Aufrichtung des Pferdehalses in direkter Beziehung zum Grad der Beugung der Hinterhand, Anlehnung wird leichter ? Selbsthaltung * Harmonie von Reiter und Pferd (kaum sichtbare Hilfen, geschmeidiger und gestreckter Sitz)
Fehlerhaft ist die absolute Aufrichtung, die überwiegend mit der Hand herbeigeführt wird. Das Pferd trägt sich nicht selbst, stattdessen werden Kopf und Hals von der Hand des Reiters getragen, die Rückentätigkeit wird gestört bzw. unterbunden und somit die Aktivität der Hinterhand eingeschränkt (Hinterhand tritt nach hinten aus).
Erreichen/Entwicklung der Versammlung: Man unterscheidet:
* Lektionen mit beginnender Versammlung sind z. B. o Tempounterschiede im Trab und Galopp (unter Beibehaltung von Takt und Schwung) o Ganze Paraden aus dem Trab o Rückwärtsrichten o Antraben vom Fleck o häufiges Angaloppieren aus dem Schritt o Zirkelverkleinern und -vergrößern im Galopp o Volten (8 m Durchmesser) * Lektionen, für die eine gewisse Versammlung gegeben sein muss, z. B. o Außengalopp o Einfacher Galoppwechsel o Kurzkehrtwendung o Hinterhandwendung o alle M- und S-Lektionen z. B. Schulterherein, Renvers/Travers, Traversalen, fliegender Galoppwechsel, Schrittpirouetten