Ein krankes Kaninchen zeigt seine Krankheit nicht wirklich deutlich an. Es kommt weiterhin zum Futternapf, es versucht weiterhin am gesellschaftlichen Leben im Rudel teilzunehmen. Dies sind normale Verhaltensweisen, das Tier muss fressen um am Leben zu bleiben und das Rudel bietet ihm Schutz. Deshalb bleiben Krankheiten vor dem Halter meist lange verborgen. Häufig fällt dem Halter eine Krankheit erst dann auf, wenn sie schon so weit fortgeschritten ist, dass sein Haustier überdeutliche Anzeichen wie eine sichtbare Gewichtsabnahme, Schwächezustände bis hin zur Apathie zeigt, meist ist es dann aber für eine erfolgreiche Behandlung der Krankheit schon zu spät! Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass jeder Halter seine Tiere sehr genau beobachtet um krankhafte Veränderungen rechtzeitig zu erkennen!
Ein täglicher Gesundheitscheck ist Lebensnotwendig: Kommen alle zum Fressnapf, zur Fütterung? Fressen sie normal und in der gewohnten Geschwindigkeit? Sind sie munter und an ihrer Umgebung interessiert? Laufen/Hoppeln Sie normal? Ist der Kot normal geformt?
Das sind Fragen, die Sie sich täglich stellen sollten. Wenn eins Ihrer Tiere sich anders als normal verhält oder Ihnen Krankheitszeichen auffallen, dann beobachten Sie das gut und gehen Sie rechtzeitig zum Tierarzt!
Um schlimmere Krankheiten rechtzeitig zu erkennen, sollten Sie mindestens einmal pro Woche Ihre Kaninchen gründlich untersuchen.
Nehmen Sie jedes Kaninchen einzeln aus dem Gehege und führen Sie folgende Untersuchungen durch:
Gewichtskontrolle. Wiegen Sie das Tier und schreiben Sie sich das Gewicht auf. (Hält das Kaninchen in der Waage nicht still, dann nehmen Sie eine Transportbox zur Hilfe, wiegen Sie erst die Box, dann das Tier in/zusammen mit der Box und ziehen Sie das Gewicht der Box ab). Schauen Sie in die Ohren, ins Mäulchen /zwischen die Zähne (Futterreste entfernen), und in die Augen. Tasten Sie das Tier ab. Achten Sie auf Tumore, Verdickungen und Aufgasungen. Untersuchen Sie das Fell des Tieres (gegen den Strich streicheln, schauen Sie nach kahlen Stellen, Läsionen und anderen Auffälligkeiten). Schauen Sie auf den After, achten Sie auf verklebte Stellen. Kontrollieren Sie die Geschlechtsecken und säubern Sie diese bei Bedarf. Kontrollieren Sie die Krallen und kürzen Sie diese ggf., Untersuchen Sie die Fußballen.
Krankheitszeichen und Ihre Bedeutung Hier finden Sie eine kurze Auflistung von häufiger vorkommenden Krankheitsanzeichen. Da es selbstverständlich ist, dass Sie mit einem kranken Tier einen Tierarzt aufsuchen, haben wir nicht jedesmal darauf hingewiesen.
Gewichtsverlust Ein deutlicher Gewichtsverlust weist oft auf eine Krankheit hin. Gewichtsschwankungen um 50 - 100g die Woche sind (je nach Größe des Tieres) normal. Sollte das Tier mehr abnehmen oder in kürzerer Zeit (innerhalb 1 - 2 Tagen) 50 g abnehmen, weißt das auf Krankheiten oder großen Stress hin.
Kahle oder schorfige Stellen im Fell / Vermehrtes Kratzen Kahle und schorfige Stellen weisen auf einen Parasitenbefall wie z.B.Milben- oder Haarlingsbefall bzw. einen Pilz hin. Steht das Fell gesträubt ab und ist es stumpf und glanzlos, dann weist das ebenso auf Krankheit (oder hohes Alter) hin. Ein gesundes Kaninchen hat ein dichtes, glänzendes Fell.
Zweimal im Jahr wechseln Kaninchen ihr Fell von Sommer zu Winterfell und zurück. Dann haaren sie sehr stark und können auch teilweise dünnes Fell haben - es kommt aber im Normalfall dabei nicht zu kahlen Stellen!
Veränderte Augen Verklebte / verschlossene / trübe / graue verdickte oder anderweitig veränderte Augen sind ein Krankheitszeichen. Es könnte eine Bindehautentzündung, Zahnprobleme oder Verletzung der Augen vorliegen.
Zähne Vorderzahn abgebrochen / Backenzahnprobleme Die Zähne müssen so zueinander stehen, dass sie sich gut abnutzen können. Die Vorderseite der Schneidezähne sollte cremeweis bis hellgelb sein. Sind die Zähne zu lang, geben Sie mehr Zweige zum benagen (kein hartes Brot!), ist ein Zahn abgebrochen? Behalten Sie das gut im Auge, frisst das Kaninchen normal und nutzen sich die Zähne trotzdem gut ab, dann reguliert sich das von selbst, sonst sofort zum Tierarzt.
Sabbert das Kaninchen sehr stark könnte das ein Hinweis auf beginnende Backenzahnprobleme sein. Starkes Sabbern ist auch ein Hinweis auf einen Pilzbefall im Mund.
Schorf zwischen den Lippen (in der Scharte) / unter / auf der Nase? Das könnte Lippengrind sein.
Nase, verklebt oder feucht, das Tier niest. Starke Flankenatmung Aktivitätsverlust Das sind deutliche Hinweise auf eine Atemwegserkrankung.
Ohren Schuppig, verklebt. Kopfschiefhaltung Kopfschiefhaltung, Gleichgewichtsstörungen, veränderte Haltung der Ohren, Kopfschütteln, vermehrtes Ohren putzen, vermehrte Sekretbildung im Ohr, Verletzungen am Ohr, Schuppen oder Rötungen am Ohr weisen auf eine Infektion, Pilz- oder Parasitenbefall hin.
After, schmutzig und verklebt.Köttel weich und matschig. Köttelketten Wenn der After verschmutzt und verklebt ist, dann weist das auf Darmprobleme hin. Beim Fellwechsel kann es zu Darmproblemen kommen, die Tiere scheiden Köttelketten, zu große Köttel oder keine Köttel mehr aus (Verstopfung).
Fehlender Kotabsatz Setzt das Kaninchen über einen längeren Zeitraum keinen Kot ab, versucht es mit gekrümmtem Rücken durch starkes Pressen vergeblich Kot abzusetzen, dann hat es eine Verstopfung.
Durchfall flüssiger Durchfall Flüssiger Durchfall weist auf eine Infektion hin, Colibaktieren oder auch Kokzidien sowie Spulwürmer lösen so einen Durchfall aus.
Ausfluss aus der Scheide Übel riechender (evtl eitrieger) Ausfluss aus der Scheide, mitunter mit einer verschmierten und schmutzigen Analregion, häufig in Verbindung mit Aktivitätsverlust und Futterverweigerung, Druckempfindlichkeit am Bauch, sind Zeichen für eine Gebärmutterentzündung, es sollte unverzüglich ein Tierarzt aufgesucht werden.
Urin, Blut im Urin, Quieken/Schmerzen beim Wasserlassen Blut im Urin, Schmerzen beim Wasserlassen, Quieken und ein krummer Rücken beim Urinieren, ständig feuchter Afterbereich, stark riechender Urin - das sind Zeichen für eine Blasenerkrankung oder auch einen Blasenstein. Besonderheit: der Urin bei gesunden Kaninchen kann von hellgelb bis dunkelorange gefärbt sein. Manche Futtermittel (Möhren, Fenchel, Rote Beete, Löwenzahn etc.) färben den Urin stark ein.
Bauch hart, rund, angespannt. Starke Flankenatmung, Inaktivität Ein angespannter Bauch, Fressunlust, aufgeplustertes und angespanntes Sitzen, Inaktivität. Diese Anzeichen weisen auf starke Fehlgärung im Darm hin - auch eine Nierenerkrankung kommt als Ursache in Frage
Tumore Verdickungen unter der Haut, tastbare, feste Veränderungen am Körper Bei fühlbaren Verdickungen / Tumoren ist unverzüglich ein Tierarzt aufzusuchen. Es könnte sich um Lipome, Atherome, Zysten, Liposarkome, Adenome, Krebs oder andere Wucherungen handeln. Diese können häufig, rechtzeitig erkannt, operativ entfernt werden.
Aktivitätsverlust mit Seitenlage und starker Flankenatmung, Futterverweigerung. Es ist unverzüglich ein Tierarzt aufzusuchen! Das Kaninchen hat eine schwere Erkrankung / Infektion. Im Sommer kann so ein Verhalten auch auf einen Hitzeschlag hinweisen.
Humpeln, Umfallen beim Laufen, Schohnhaltung der Pfote Es ist unverzüglich ein Tierarzt aufzusuchen! Das Kaninchen hat sich eine Fraktur, eine Verstauchung oder etwas in der Art. Im Kreis laufen und umfallen kann auch ein Hinweis auf E.Cuniculi sein.
Hinterläufe Fellverlust, Wund, Verletzt, Verschorft Gerade Kaninchen die viel auf Teppich laufen oder zu harte Einstreu haben bekommen an den Hinterläufen mitunter wunde Stellen oder gar offene Wunden.
Unruhe, starker Nestbautrieb Ist Ihre Kaninchendame unruhig und baut sie vermehrt ihr Nest, rupft sich Bauchfell aus und greift ihre Kaninchenpartner oder auch ihre Menschen an, dann könnte sie Scheinschwanger sein.
Allergien - Kratzen, Niesen, Durchfall Symptome wie häufiges Kratzen, Durchfall, Niesen, tränende Augen/Nase, könnten auf eine Allergie hinweisen - wenn die üblichen Untersuchungen nichts ergeben, Behandlungen nicht anschlagen und andere Krankheiten durch Tests beim Tierarzt ausgeschlossen wurden.
Besonderheiten: Kaninchen müssen regelmäßig gegen Myxomatose und RHD geimpft werden. Lesen Sie dazu bitte diese Artikel: Myxomatose RHD.
Wird der Kopf wird schief/ verdreht gehalten, oder haben die Tiere von Heute auf Morgen keinen Gleichgewichtssinn mehr, schütteln sie den Kopf oder kommt es zu Lähmungserscheinungen der Hinterläufe, dann könnte ihr Tier E.Cuniculi haben.
Kaninchen haben zwei verschiedene Arten von Kot: Runde, etwa erbsengroßen, braune Kotbällchen, das ist der normale Kot der Kaninchen, er kann verschiedene Färbungen haben. Manchmal ist der Kot extrem dunkel, hart oder tropfenförmig, das weißt auf eine falsche Futterzusammensetzung oder eine Darmerkrankung hin. Dann gibt es noch den dunkleren, leicht glitschigen Kot, welcher aus kleinen, etwa linsengroßen Kugeln besteht, welche traubenförmig zusammen hängen, dieser Kot riecht meist recht extrem. Der Blindarmkot wird normalerweise direkt am After aufgenommen, bei Stress, Krankheit, zu proteinhaltiger Kost und anderen gesundheitlichen Problemen, kann es dazu kommen, dass der Blindarmkot nicht aufgenommen wird und im Gehege zu finden ist.
Geschlechtsecken: Im Genitalbereich haben Kaninchen sogenannte Geschlechtsecken. Es handelt sich um längliche Hautfalten links und rechts neben den Geschlechtsteilen. Dort befinden sich sekretierende Drüsen. Normalerweise halten Kaninchen diese Geschlechtsecken selbst sauber. Sind die Tiere krank, haben sie Gelenkserkrankungen und sind unbeweglicher, sind sie zu fett oder werden sie sehr unsauber gehalten, dann sammelt sich stinkendes Sekret in diesen Geschlechtsecken. Das kann ebenfalls bei langhaarigen Tieren der Fall sein, die auch Probleme haben, sich selbst sauber zu halten. Dann ist es notwendig, diese Geschlechtsecken regelmäßig zu reinigen. Hilfreich sind dabei Babyöl und Qtips.
Kaninchen benötigen Fell- und Krallenpflege, in seltenen Fällen ist auch ein Bad nötig.
Der Richtige Tierarzt Nicht alle Tierärzte kennen sich richtig gut mit Kleinnagern aus und behandeln Ihre Kaninchen richtig. Bevor Ihre Kaninchen ernsthaft erkrankt, sollten Sie sich einen kompetenten Tierarzt suchen. Fragen Sie den Tierarzt ruhig, ob er sich mit Kaninchen auskennt und beobachten Sie genau, was er tut. Untersucht er Ihr Kaninchen eingehend, bevor er eine Diagnose erstellt? Erklärt er Ihnen genau was er tut, welche Krankheit das Tier hat und wie die Heilungschancen sind? Lassen Sie sich sagen, wie die Medikamente heißen und welche Wirkstoffe sie haben und wie Sie die Medikamente anwenden müssen! Wenn Ihr Tierarzt sich Zeit nimmt, Ihre Fragen ernsthaft beantwortet und Sie das Gefühl haben, er hört Ihnen zu und gibt Ihnen Auskunft, dann sind Sie dort richtig.
Ein Tierarzt, der nach wenigen Sekunden eine Diagnose stellt und Ihnen irgendein Medikament ohne Namen gibt, selbst abgefüllt und ohne weitere Erklärung zu Anwendung oder der Ihnen keine Diagnose gibt und Sie sozusagen im Regen stehen läßt, oder das Kaninchen gar ohne Diagnose einschläfern will, ist der falsche Arzt und Sie sollten sich einen neuen Tierarzt suchen.
Regeln für den Tierarztbesuch Nehmen Sie nach Möglichkeit kein Tier allein mit, Kaninchen fühlen sich sicherer, wenn ein anderes Mitglied des Rudels dabei ist und seelischen Beistand leistet. Transportieren Sie die Tiere nur in dafür geeigneten Transportboxen, die Box sollte groß genug sein, dass die Tiere bequem drin liegen und sich auch bewegen können. Die Box sollte eine große Öffnung haben, gut belüftet sein und sie sollte dunkel sein. Durchsichtige Plastikbehälter eigenen sich nicht, die Tiere sind darin zu gestresst. Geben Sie ein Handtuch unten in die Box, darüber eine dicke Lage Heu, die Tiere müssen sich drin verstecken können und sollten genug Heu haben, um die ganze Zeit fressen zu können. Ein Stück Möhre erleichtern den Tierarztbesuch. Nehmen sie auch eine Tüte mit dem Lieblingsfrischfutter der Tiere mit um sie während der Wartezeit zu beruhigen und sie nach der Untersuchung zu belohnen. Im Sommer achten Sie bitte auf eine gute Belüftung der Box, im Winter legen Sie eine Wärmeflasche auf eine Seite der Box unter ein Handtuch, damit die Tiere nicht auskühlen. Der Transportweg sollte möglichst kurz sein. Bei längeren Fahrten ist auf eine gute Klimatisierung der Box zu achten und eine Wasserflasche sollte dann ebenfalls angebracht werden.
Meist sind Halter verständlicherweise sehr nervös, wenn sie mit ihrem kranken Tier zu einem Tierarzt müssen. So kommt es nicht selten vor, dass wichtige Dinge vergessen werden. Beobachtungen die einen beunruhigt haben kommen nicht zur Sprache oder eine Verrichtung wie Krallenschneiden wurde vergessen, weil man sich zu sehr auf eine andere Krankheit konzentrierte. Also ist es sinnvoll, sich zum Tierarztbesuch einen Zettel mit den Wichtigsten Fragen und Infos mit zu nehmen.
Folgende Informationen sollten Sie vorab notieren: Alter des Tieres. Gewicht des Tieres. Andere Erkrankungen die evtl. vorangegangen sind. Beobachtungen die zum Tierarztbesuch führten (hat sich das Tier anders benommen, fielen Krankheitszeichen auf etc.). Medikamente die das Tier bekommt oder bekommen hat. Eigene Medikations- und Heilungsversuche.
Nachdem das Tier untersucht wurde und es eine Diagnose gibt, sollte man den Tierarzt bitten, folgendes für Sie aufzuschreiben, oder schreiben Sie selber mit:
Diagnose: was genau hat das Tier, falls Sie den Tierarzt nicht verstanden haben, scheuen Sie sich nicht, noch einmal nach zu fragen und sich alles genau erklären zu lassen! Behandlung und Medikation: lassen Sie sich den Namen und die Wirkungsweise des Medikamentes, welches verordnet wurde, erklären. Wie oft müssen Sie es selbst verabreichen und in welcher Menge? Lassen Sie sich genau sagen, was gespritzt wurde und wie es wirken soll. Fragen Sie nach weiteren Pflegemaßnahmen die Sie ergreifen müssen (Päppeln, Verbände etc.) Fragen Sie nach, ob weitere Tierarztbesuche nötig sind und wann Sie das nächste Mal in die Praxis kommen müssen. Fragen Sie nach, wann Sie mit einer Besserung der Krankheit rechnen können und wie die Krankheit weiter verlaufen wird. Fragen Sie nach, wann die Ergebnisse evtl. abgenommene Proben und Kulturen vorliegen werden.
Nur wenn Sie selber ganz genau wissen, was Ihr Tier hat, wie es behandelt werden muss und was Sie selber noch tun können, sollten Sie die Praxis verlassen.
Medikamentengabe Wenn Sie ein Medikament für Ihr Tier mitbekommen haben, stellt sich natürlich schnell die Frage, wie gebe ich es meinem Tier? In den seltensten Fällen schmeckt den Tieren eine Tablette, Paste oder die Tropfen so gut, dass sie es selber nehmen. Aber es gibt Tricks die sie anwenden können. Antibiotika und andere Tropfen, Pulver, Pasten oder auch zerriebene Tabletten (Sie können die Tabletten entweder zermörsern oder zwischen 2 Löffeln zerquetschen) können sehr gut mit einem Klecks Früchtemus oder auch mit Saft verabreicht werden, testen Sie einfach vorab aus, was Ihr Kaninchen freiwillig vom Löffelchen schlabbert und mischen Sie die Tropfen darunter. Es kann versucht werden Tropfen oder Pulver auf ein Stück Gurke/Salat etc. zu geben, aber viele Kaninchen sind so klug, dass sie das angebotene Frischfutter dann nicht mehr möchten. Nehmen die Tiere nichts freiwillig vom Löffel, müssen Sie das Medikament (bei Tabletten werden diese vorab in Wasser, Tee oder Saft aufgelöst) mit einer nadellosen Spitze direkt ins Mäulchen spritzen. Dazu müssen Sie das Kaninchen auf dem Arm fixieren und ihm die Spitze seitlich hinter die Zähne schieben, ein streicheln über den Hals löst den Schluckreflex aus. Fixieren: Setzen Sie sich im Schneidersitz auf den Boden, setzen Sie das Kaninchen mit dem Rücken zu sich zwischen Ihre Beine (so kann es nicht nach hinten weg), fassen Sie mit einer Hand um die Vorderpfoten, verabreichen Sie mit der anderen Hand das Medikament. Wehrt sich das Kaninchen stark, behandeln Sie es nur zu zweit. Ist das nicht möglich, versuchen Sie, das Kaninchen in ein großes Handtuch oder in einen Kuschelsack zu wickeln, damit es fixiert ist. Das Kaninchen darf nicht auf den Rücken gedreht werden um ihm ein Mittel zu verabreichen, diese Haltung ist nicht nur unnatürlich und sorgt für massiven Stress, hierbei kann es auch schnell zum Verschlucken und somit zur gefährlichen Aspirationspneumonie kommen.
Medikamente werden grundsätzlich nicht über das Wasser verabreicht! Leider wird von Tierärzten immer noch mitunter dazu geraten, ein Medikament ins Trinkwasser zu geben. Das reicht nicht aus! Kaninchen trinken unterschiedlich viel, das eine trinkt häufig und nimmt damit vielleicht sogar zu viel Wirkstoff auf, ein anderes Tier trinkt gar nicht und nimmt den Wirkstoff also nicht ausreichend auf. Außerdem ist es meist nicht sinnvoll, alle Tiere aus einer Gruppe zu behandeln. Von daher bringen Medikamentengaben über das Trinkwasser nicht den erwünschten Erfolg, da eine genaue Dosierung, die gerade bei Antibiotika und ähnlichen Mitteln wichtig ist, nicht erfolgen kann.
Salben werden aufgetragen, versuchen Sie das Kaninchen danach so lange wie möglich auf dem Schoss zu behalten und abzulenken. Müssen Sie es absetzten, geben Sie ihm seine Grünfutterration, meist wird erst gefressen und dann geputzt so hat das Medikament Zeit einzuwirken.
Wichtig! Bekommen Sie vom Tierarzt ein Medikament zur oralen Eingabe oder als Spot on für mehrere Tage in einer Tube, oder auf eine Spritze aufgezogen, dann verabreichen Sie auf keinen Fall das Medikament direkt aus dieser Spritze oder Tube!
Gerade Spritzen lassen sich oft schwer richtig dosieren, manchmal läßt sich der Stempel nur schwer drücken und aus Tuben kommt mitunter auch bei heftigem Druck kaum etwas heraus, dann wird der Spritzenstempel oder die Tube stärker gedrückt, plötzlich läßt sich der Stempel ganz runter drücken - und schon landet das gesamte Medikament im Tiermaul und es kommt zu einer massiven Überdosierung. Außerdem kommt es bei einer direkten Verwendung des Medikamentenbehälters leicht zu einer Verunreinigung des Medikaments.
Lassen Sie sich immer eine zweite Spritze mit Nadel geben. Ziehen Sie die benötigte Menge des Medikamentes mit der Spritze aus der Tube/Medikamentenspritze. Setzen Sie die Kappe wieder auf die Nadel und ziehen Sie diese von der Spritze ab. Verabreichen Sie dann mit der Zweitspritze das Medikament.
Operation Manchmal ist es leider notwendig, sein Tier operieren zu lassen. Die Vor- und Nachsorge ist dabei sehr wichtig. Frischfutter wie Salat und Kohl direkt vor der OP können im Darm anfangen zu gähren und somit zu Blähungen führen. Vor der OP sollten deshalb eher Möhren und Knollengemüse angeboten werden. Es ist sinnvoll, wenn möglich, einige Tage vor der OP schon keinen Kohl, Blattsalat und andere Gemüsesorten die ggf. aufgasend wirken, zu verfüttern. Grünfutter (also Wiesengrün und Kräuter) und Heu werden durchgehend angeboten. Kaninchen können nicht erbrechen deshalb ist es nicht nötig oder sinnvoll, sie vor der OP auszunüchtern. Bekommen die Tiere zu wenig zu fressen, würde das zu einer fatalen Verdauungsstörung führen.
Fragen Sie Ihren Tierarzt direkt, ob er das frisch operierte Tier auf einem Wärmekissen lagert, falls nicht, bestehen Sie darauf und liefern sie ggf. ein solches Kissen mit ab. Bevor Sie das Tier wieder mit nach Hause nehmen, sollte es aus der Narkose erwacht sein. Schläft das Tier noch, könnten Komplikationen auftreten mit denen Sie als Halter überfordert sind. Ein guter Tierarzt gibt Tiere erst wieder mit, wenn sie wach sind und erklärt Ihnen die Nachsorge.
Auf dem Nachhauseweg und bis die Narkose völlig abgeklungen ist muss das Tier gewärmt werden, legen Sie eine handwarme Wärmflasche mit in den Transporter und den Käfig bis das Tier wieder putzmunter ist. Die Wärmflasche muss fest in ein Handtuch gewickelt werden, damit das Kaninchen die Wärmeflasche nicht annagt. Gut geeignet um den Tieren Wärme zuzuführen sind auch spezielles Wärmekissen wie das Snuggle Safe. Achten Sie darauf, dass das Kaninchen nicht überhitzt! Bieten Sie die Wärme vor allem im Winter ruhig auch im Gehege über einen längeren Zeitraum an. Werden die Tiere nicht gewärmt, kommt es häufiger zu Lungen-, sowie Nieren- und Blasenentzündungen.
Beobachten Sie das Tier gut und achten Sie darauf ob es von selber anfängt zu Fressen, tut es das nicht, müssen Sie ggf das Tier Zwangsernähren/Päppeln. Nach der OP sollte der Patient noch etwa eine Woche auf Handtüchern gehalten werden um zu verhindern, dass Staub und Streu in die frischen Wunden gelangen. Die Wunden müssen täglich kontrolliert werden, sind Fäden gezogen oder Entzündungen zu sehen, fängt es an zu bluten oder hat das Tier sichtbare Schmerzen ist unverzüglich ein Tierarzt aufzusuchen!
Narkoseformen: In vielen Internetforen wird dem Halter eingeredet, nur eine Narkose mit Isofloran (also eine Inhalationsnarkose) wäre ungefährlich und sie sollten ihr Tier nur dort operieren lassen, wo diese Narkose vorgenommen wird. Diese Aussage ist veraltet und entspricht nicht dem neuesten Standard. Moderne Mehrstufennarkosen und Kombinationsnarkosen werden besser vertragen, als sogenannte "Gasnarkosen". Ausführliche Informationen dazu bekommen Sie hier: Vollständig antagonisierbare Narkose bei Nagetieren